Autark-Funkwochenende in den Hohen Tauern

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Wir sind eingeladen, das Pfingstwochenende in einer Jagdhütte in den Kärntner Hohen Tauern zu verbringen. Wir, das sind Sabine OE5SLE und ich Manfred OE5MBP. Sabine hat nach ihrer Lizenzierung vor 4 Jahren das Bergfunken entdeckt, und wir haben schon einige SOTA Gipfel aktiviert. Nun möchten wir ein Autark-Funkwochenende ausprobieren. Bergfunken einmal anders. Unsere frisch lizenzierte Funkfreundin Kathrin OE8AKY oder vielmehr ihr Vater, der begeisterter Jäger ist, hat uns eingeladen, ein autarkes Funkwochenende in den Hohen Tauern auf seiner urigen Jagdhütte zu verbringen. Sabines Panda 4×4 ist vollgepackt mit SOTA Funkausrüstung, Akku und Solarpanel, und eben den Dingen, die man für ein Selbstversorgerwochenende abseits der Zivilisation so braucht. 

Das Abenteuer beginnt in Böckstein am südlichen Ende vom Land Salzburg. Dort fahren wir auf die ÖBB Autoschleuse und dann nach kurzer Fahrt im Autozug in Kärnten in Mallnitz-Obervellach wieder vom Zug. Die Jagdhütte liegt in Obervellach, im sogenannten Kaponiggraben im südöstlichen Teil des Nationalparks Hohe Tauern auf etwa 1500m Seehöhe. Für die Anfahrt ist es gut, daß wir ein geländegängiges Fahrzeug haben. Der Weg ist ziemlich steil und auch Bäche laufen quer darüber. Aber nach der Rüttelpartie kommen wir wohlbehalten an. Die Hütte ist etwa 1890 erbaut, aber super renoviert. Es gibt fließendes Kaltwasser und einen Holzkochofen, den ich so in der Art noch von meiner Großmutter kenne. Wir heizen ein und bauen also mal unsere Funkausrüstung auf.

Zuerst die Eigenbau Blumentopfantenne (nach der australischen Flowerpotantenna) an einem 5 Meter Fischermast, den wir am Holzgeländer vor der Hütte befestigen. Das Funkgerät, der alte Yaesu FT 7800 und der Akku kommt auf die Bank vor der Hütte. Die Funklage für 2m ist allerdings nicht berauschend, weil die Hütte eben in einem steilen Graben liegt und süd sowie ostseitig von einem hohen Bergmassiv umgeben ist. Westseitig öffnet sich das Tal und wir erreichen zuerst das Relais Goldeck am Millstättersee mit S9+. Außerdem bekommen wir den Umsetzer in Lienz Osttirol ebensogut herein. Das Relais Gerlitze am Ossiachersee können wir nur ganz unten an der Rauschgrenze hören aber nicht arbeiten. Sabine ist schon am Quasseln und hat schon die ersten Relais QSO’s bis ins Rosental an der Grenze zu Slowenien hinter sich. Es melden sich einige Funkkollegen und wir probieren Direkt-Verbindungen bis Spittal/Drau und Millstättersee, der eigentlich genau hinter dem 2700Meter hohen Bergmassiv auf der Ostseite liegt. Die Reflexionen in den hohen Bergen sind schon erstaunlich. Es meldet sich auch Tina, die eine Hütte am südlich gelegenen Weissensee bewirtschaftet und dort auch Funkbetrieb macht.

Langsam wird es Abend und wir bauen nun auch die Kurzwellenantenne auf. Platz und Bäume sind genug vorhanden, also spannen wir unseren 41m langen Draht vom Zaungeländer zur nahen Fichte und dann über ein freies steil abfallendes Gelände zu einer weiteren Fichte. Ans Ende kommt der Eigenbauübertrager 1:49 und mit einem Koaxkabel mit Mantelwellensperre geht es durch das Hüttenfenster. Die Antenne ist auf Anhieb auf den Bändern 80m aufwärts resonant. Wir sparen den Tuner und schließen den alten ICOM IC 706MKII direkt an. Kurzwelle geht auffallend gut. Das Grundrauschen auf 80m liegt bei S 2 statt der üblichen S9 in der Stadt und wir fahren diverse QSOs in ganz Europa. So stellt man sich ein autarkes Funkwochenende in den Hohen Tauern vor.

Am nächsten Tag bekommen wir Besuch. Rene OE8CRK ist Kärntner Bergwanderführer, kennt sich richtig gut in den Bergen aus und kommt samt Begleitung (Hund Barry, YL Irene samt Essensration und zerlegter Logper Antenne) zu Fuß den Berg herauf. Wir bauen wieder alles vor der Hütte auf, machen den ganzen Tag Funkexperimente und schließen diesmal auch ein Solarpanel an den Lifepo4 Akku an, um diesen wieder aufzuladen. Bei Sonnenschein lädt das kleine 60W Panel mit erstaunlichen 6 A in den Akku. Auf einen Laderegler haben wir verzichtet und dann passiert das Unglück. Das BMS des großen 50Ah Lifepo4Akkus ist offenbar nicht HF einstrahlungsfest und schaltet den Akku bei Sendebetrieb 50W FM kurz weg. Damit geht die Ladeleerlaufspannung auf über 20V und das ist zuviel für den FT-7800. Es fliegt eine Sicherung und der Yaesu ist tot. Murphys law-alles was schiefgehen kann geht irgendwann schief. Auch mit einer neuen Sicherung aus dem Fiat Panda lässt sich der Yaesu nicht mehr wiederbeleben. Er hat einen Kurzschluss abbekommen.Die Stimmung ist am Tiefpunkt und lässt sich nur durch die hervorragende Gemüseeintopfsuppe wieder aufhellen, die Irene auf dem Holzherd gezaubert hat.

Rene ist auch beim Verein BOS-ARSA in Kärnten, der sonntags eine Krisenkommunikationsübung durchführt. Ein Teil der Übung wird diesmal über das Relais Goldeck von unserer Hütte aus von Rene und Sabine durchgeführt und wir bekommen eine ganze Reihe Übungsteilnehmer ins Log. Gut, dass nach Ausfall des FT-7800 auch der alte IC-706MKII den 2m Relaisbereich abdeckt. Am nächsten Tag nimmt Sabine noch an einer 80m Morgenrunde mit Teilnehmern OE, HA und DL teil und dann beginnen wir wieder mit dem Abbau der Gerätschaften. Das rundet das autarke Funkwochenende in den Hohen Tauern ab. Erstaunlich, was alles in so einen kleinen Fiat Panda 4×4 hineinpasst und wir meistern den motorisierten Abstieg über die Gebirgsstrasse. Nach einer herzlichen Verabschiedung erreichen wir dann müde wieder die Tauernschleuse in Mallnitz, wo wir unser Auto nach Salzburg verladen.

Als Abschluss bleibt die Erkenntnis, dass Bergfunken zu wunderbaren Erlebnissen führt, aber auch durchaus materialverschleissend ist. Danke an unsere Kärntner Freunde, die dieses tolle Wochenende ermöglicht haben.

Dr. Manfred Mayrbäurl, OE5MBP

PS: Hier noch ein paar Impressionen vom autarken Funkwochenende in den Hohen Tauern


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