Hamsip Telefonie – Unser neues Spielzeug

Vor einiger Zeit haben wir einen HAMNET workshop in Wien besucht und seit dem spielen wir uns etwas mit dem Internet für Funkamateure.

Ein eigener Nummernkreis im Internet, beginnend mit 44.xxx.xxx.xxx ist für Funkamateure reserviert. Angeblich hat der Verein, der dies verwaltet, einen Teil davon an Amazon verkauft, aber es sind immer noch so viele IP Adressen vorhanden, die derzeit gar nicht benötigt werden.

Die österreichischen Funkamateure haben den Nummernkreis 44.143.xxx.xxx bekommen und haben damit ein bundesweites Netzwerk aufgebaut, das völlig unabhängig vom normalen Internet funktioniert. Dabei funktioniert das Netzwerk über bessere WLAN Linkstrecken von Netzknoten zu Netzknoten. In einer eigenen Datenbank mit Karte sind die Netzknoten eingezeichnet. https://hamnetdb.net/

Bei vielen Netzknoten gibt es user-Einstige. Bei halbwegs direkter Sicht zum Netzknoten kann zu Hause ein WLAN Gerät installiert werden und mit etwas Glück gibt es ein connect und eine IP Adresse aus dem Hamnet. Das ganze Hamnet funktioniert im Backbone mehr oder weniger mit Hardware der Firma Mikrotik. Die Programmierung dieser Mikrotik Hardware ist eine Wissenschaft für sich. Es ist hoch interessant und man kann damit unglaublich viel machen, aber auch unglaublich viel falsch machen. Dann dauert es, bis das Ding dann das macht, was man sich gedacht hat. Als Einstiegspunkt eignet sich aber auch Hardware der Firma Ubiquiti. Die Programmierung dieser Ubiquiti Einstiegspunkte ist viel viel einfacher und zu Beginn würde ich jedem nicht edv-Profi raten, mit Ubiquiti Hardware anzufangen. Zu Hause habe ich es geschafft, mit einer Ubiquiti Nanostation M2 einen halbwegs stabilen Einstiegspunkt zu finden und komme auf Datenübertragungsraten von 3-5 mbit upload und download, was für meine Verhältnisse schon recht gut und brauchbar ist.

Problem bei uns ist allerdings derzeit, daß unser Einstiegszugangspunkt im Moment nicht immer das macht, was er soll, und es kommt manchmal zu minutenlagen Unterbrechungen der Datenübertragung. Da kann man dann nur den Sysop anjammern, er möge doch das Ding wieder reparieren. Das ist dann eben auch das Problem eines Netzwerks, daß man bei vielen Komponenten auf andere angewiesen ist. Wenn die nicht wollen, dann geht gar nichts. So sind etwa manche Server im Clubheim in OE2, die lange Zeit führend im Hamnet gewesen sind, im Moment nicht verfügbar und down, sodaß die links dorthin nicht funktionieren.

Derzeit sind dafür OMs in oe1 und oe3 recht umtriebig und versuchen das Netz auch für Notfunkzwecke auszubauen und jede Landeswarnzentrale, Bezirkshauptmannschaft, Feuerwehrhauptquartier und so in die Richtung mit Hamneteinstiegen auszustatten und das Netz durchgängig notstromfähig zu machen.

Wenn also kein funktionierender Einstiegspunkt in Reichweite ist, so wie derzeit bei uns,  dann gibt es immer noch die Möglichkeit, über das normale Internet per VPN Tunnelverbindung sich mit einem Gateway zu verbinden und dann von dort eine Hamnet IP Adresse zu beziehen. Wir haben das versucht und uns bei www.Hamweb.at angemeldet und einen VPN Zugang ins Hamnet bekommen. Mit einem alten Router, der das PPTP Protokoll unterstützt, sind wir jetzt über unser normales Internet im Hamnet eingestiegen und von dort aus funktionieren die Anwendungen im Hamnet auch ganz wunderbar.

 Sabine wäre nicht Sabine, wenn sie nicht gerne quasseln würde, und so haben wir uns die Anwendung HAMSIP, also eine eigene Telefonzentrale für Funkamateure, näher angesehen.

Dazu gibt es in ganz Österreich verteilt, SIP Server, die sich gegenseitig abgleichen, die Accounts verwalten und auf Anfrage mitteilen, welches Endgerät gerade online und wo angeschlossen ist. Der Sprachkanal wird dann direkt von Endgerät zu Endgerät aufgebaut.  SIP-Endgeräte gibt es von der Softphone Anwendung am PC über eigene VOIP Telefone bis zu Telefonadapter, die die alten Telefone (ab Wählscheibe bis moderner) an das SIP Netzwerk anschließen. Wir haben uns für SNOM VOIP Telefone entschieden, die es für kleines Geld zu Hauf gebraucht in Willhaben gibt und uns dann auf der Website www.hamweb.at mit unserem Rufzeichen angemeldet. Dabei gibt es dann eine Telefonnummer, die aus dem Rufzeichen abgeleitet ist (Die Buchstaben auf den Telefontasten codieren das Rufzeichen) und ein Zugangspasswort. Diese SIP Kennung wird im Telefon eingetragen und ein Server aus dem Serververbund ausgewählt und schon ist man in HAMSIP QRV.

Die Snom Geräte haben gemeinsam mit dem Server noch eine Zusatzfunktion, daß man nämlich auf Knopfdruck alle derzeitigen online Accounts als Liste bekommt und dann auswählen kann, wo es läuten soll.

Auswahl der möglichen Gegenstellen

Irgendwie ist es ein Mittelding zwischen Telefonieren und Funken, und man muß sich vor Augen halten, daß die Sprache über HAM Frequenzen über die Linkstrecken übertragen wird.  Aber wenn man es ein paar mal gemacht hat, dann macht das richtig Spass, sich mit dem Rufzeichen am Telefon zu melden und die Qualität ist erstaunlich gut. Das Problem ist nur, daß es derzeit abgesehen von oe3 kaum Gegenstationen gibt, die online sind und die man anrufen könnte. Also machen wir jetzt ein bißchen Werbung für das HAMSIP Spielzeug und würden uns über mehr Gegenstationen und Anrufe auf unserem Telefon freuen.  Mit oe5xbc sind wir im Moment die einzigen in oe5 qrv und oe8 ist überhaupt nicht vertreten.

Aber das kann sich ja ändern, zumal man ausser einem SIP Telefon und einem VPN Router übers Internet (oder einen Hamnetfunkzugang) nichts braucht, um QRV zu werden. Beides gibt es um wenig Geld im Internethandel oder eben auch gebraucht. Manch gut sortierter Funkamateur greift einfach in die Bastelkiste und staubt sein VOIP Telefon ab, wie wir es auch schon erlebt haben. (Danke Peter, qrv in zwei Stunden – funktioniert wunderbar)

Nebenbei lernt man doch einiges über Netzwerktechnik. Allein das ist es wert, sich mit der Materie zu beschäftigen.

Für Fragen und Anregungen stehen wir gerne zur Verfügung und freuen uns über neue Gegenstationen

Manfred oe5mbp und Sabine oe5sle